Um Ihre Maschinen in optimaler Leistungsfähigkeit zu halten, ist eingeschlossene Luft ein tückisches Problem. Um Produktivität und Betriebssicherheit zu gewährleisten, muss das System „entlüftet“ werden. Doch wie entlüftet man einen Hydraulikzylinder richtig? Diese Anleitung zeigt Ihnen zwei Methoden zur Lösung dieses Problems. Eine ist mit einem Entlüftungsventil einfach, die andere ohne ein solches schwieriger. Diese Anleitung führt Sie Schritt für Schritt durch beide Verfahren, erklärt, warum sie so wichtig sind und warum eine Methode besser ist.
Warum Entlüften unverzichtbar ist
Hydrauliksysteme sind dafür ausgelegt, mit inkompressibler Flüssigkeit zu arbeiten – nicht mit Luft. Gelangt Luft in das System (bekannt als eingeschlossene Luft), verändert dies die Funktion des Zylinders erheblich. Daher ist das Entlüften so wichtig:
- Leistungseinbußen: Eingeschlossene Luft wird komprimiert, was zu Druckabfällen, trägen oder ruckartigen Bewegungen („schwammiges“ Arbeiten) sowie zu lauten Klopf- oder Schlaggeräuschen führt, wenn sich die Luft schnell komprimiert und wieder ausdehnt. Dies sind deutliche Warnsignale für Ihr Hydrauliksystem.
- Kavitationsschäden: Dies ist die schwerwiegendste Folge. Bei schnellen Druckänderungen können sich in der Hydraulikflüssigkeit kleine, dampfgefüllte Hohlräume bilden. Gelangen diese Hohlräume in Hochdruckbereiche im Zylinder, implodieren sie mit hoher Gewalt. Diese Implosion greift metallische Komponenten wie Dichtungen und Zylinderwände an, verunreinigt die Flüssigkeit mit Partikeln und löst eine Kettenreaktion von Schäden aus, die schließlich zum Ausfall der Bauteile führt.
Wann muss ein Hydraulikzylinder entlüftet werden?
Sie sollten Ihre Hydraulikzylinder in zwei entscheidenden Momenten entlüften:
- Bei der ersten Inbetriebnahme: Ein neuer Zylinder oder ein neuer Schlauch enthält immer Luft, die entfernt werden muss, bevor das Gerät in Betrieb genommen wird.
- Nach jeder Reparatur oder Wartung: Immer wenn das Hydrauliksystem geöffnet wird (z. B. um den passenden Dichtsatz für einen Hydraulikzylinder zu finden, einen Schlauch oder ein Bauteil zu ersetzen), dringt Luft ein und muss entfernt werden. Dieser Schritt ist unerlässlich, wenn Sie einen Hydraulikzylinder überholen.
Zusätzlich sollten Sie das System entlüften, wenn Sie Anzeichen für eingeschlossene Luft beobachten – etwa Klopfgeräusche oder wenn der Zylinder nur weich und nicht gleichmäßig reagiert.
Wie entlüftet man einen Hydraulikzylinder mit einem Entlüftungsventil?
1. Vorbereitung
Material bereitlegen: Besorgen Sie einen kleinen Schraubenschlüssel für das Ventil, eine Schutzbrille und einen sauberen, transparenten Behälter, der teilweise mit frischem Hydrauliköl gefüllt ist.
- Sauberkeit und Sichtbarkeit sicherstellen: Befestigen Sie einen transparenten Schlauch am Anschluss des Entlüftungsventils und führen Sie das andere Ende in den Behälter. Dies verhindert Verschüttungen und ermöglicht es Ihnen, austretende Luftblasen zu beobachten.
- Maschine sichern: Stellen Sie sicher, dass das Gerät sicher abgestellt ist und gegen jegliche Bewegung gesichert wurde.
2.Zylinder positionieren
Luft steigt immer nach oben, daher den Zylinder so betätigen, dass die eingeschlossene Luft zum höchsten Punkt gelangt, in der Nähe des Entlüftungsventils. Der Ablauf kann je nach einfach- oder doppeltwirkendem Hydraulikzylinder leicht variieren.
Vorgehensweise:
- Stangenseite entlüften: Kolben vollständig ausfahren.
- Kappenseite entlüften: Kolben vollständig einfahren.
3. Entlüftungsventil vorsichtig öffnen
- Leichten Druck anwenden: Den Zylinder unter leichtem Hydraulikdruck halten.
- Vorgehensweise: Mit dem Schraubenschlüssel das Entlüftungsventil langsam gegen den Uhrzeigersinn drehen (eine halbe Umdrehung ist oft ausreichend).
- Hören: Sie sollten sofort ein Zischgeräusch hören, wenn die eingeschlossene Luft entweicht.
4. Flüssigkeit beobachten und Luft entlüften
- Ausgang überwachen: Das Ventil geöffnet halten und die aus dem Schlauch austretende Flüssigkeit beobachten. Anfangs ist sie vermutlich schaumig oder zeigt sichtbare Luftblasen.
- Abschluss prüfen: Den Vorgang fortsetzen, bis das Zischen aufhört und der Flüssigkeitsstrom klar, gleichmäßig und völlig blasenfrei ist.
5. Ventil schließen und testen
- System abdichten: Sobald der Flüssigkeitsstrom klar ist, das Entlüftungsventil umgehend festziehen.
- Reinigen: Restflüssigkeit vom Ventil und Zylinder abwischen.
- Ergebnis überprüfen: Den Zylinder mehrmals durch seinen gesamten Bewegungsbereich fahren, um sicherzustellen, dass er reibungslos arbeitet.
- Fehlerbehebung: Wenn noch Ruckeln oder ein schwammiges Gefühl besteht, den gesamten Vorgang wiederholen, da möglicherweise noch kleine Luftmengen eingeschlossen sind.
Hydraulikzylinder ohne Entlüftungsventil entlüften
Diese Methode ist komplexer und erfordert äußerste Vorsicht. Sie nutzt die vorhandenen Systemkomponenten und Anschlüsse, um die Luft zu entfernen.
Gefahrhinweis: Diese Methode kann gefährlich sein. Unter Druck stehende Hydraulikflüssigkeit kann in die Haut eindringen und schwere Verletzungen verursachen. Immer Schutzbrille und dicke Handschuhe tragen. Niemals die Hände zum Überprüfen auf Lecks verwenden. Mit äußerster Vorsicht vorgehen.
Es gibt zwei gängige Techniken für diese Methode:
Technik A: Das Lösen der Verschraubung
1. Höchsten Entlüftungspunkt bestimmen: Den Zylinder so positionieren, dass Luft an einem Ende eingeschlossen wird. Den höchsten Hydraulikanschluss an diesem Zylinderende als Entlüftungspunkt identifizieren. Eine große Auffangwanne und saugfähige Tücher darunter platzieren.
2. Leichten Druck ausüben: Einen Helfer die Steuerung betätigen lassen, um langsamen, gleichmäßigen Druck auf die zu entlüftende Leitung auszuüben.
3. Verschraubung EXTREM LANGSAM lösen: Mit dem passenden Schraubenschlüssel die Verschraubung schrittweise und sehr langsam lösen (ca. 1/8 bis 1/4 Umdrehung). Ein Zischen zeigt an, dass Luft entweicht.
4. Sofort festziehen: Sobald Flüssigkeit gleichmäßig aus den Gewinden austritt, die Verschraubung sofort wieder auf das richtige Drehmoment festziehen.
5. Zyklus wiederholen: Den Zylinder 5–10 Mal bewegen, um verbleibende Luft zu den Anschlüssen zu bringen, und den Vorgang so lange wiederholen, bis der Betrieb reibungslos ist.
Technik B: Rückwärtiges Entlüften (Back-Bleeding)
1. Trennen und positionieren: Falls möglich, den Zylinder von seiner Halterung lösen, aber die Hydraulikleitung angeschlossen lassen. Den Zylinder in einem Winkel halten, sodass die Anschlussleitung der absolut höchste Punkt ist.
2. Manuell komprimieren: Einen Helfer den Flüssigkeitsstand im Hauptzylinderbehälter beobachten lassen. Den Kolbenstangenanschlag des Zylinders manuell und langsam vollständig eindrücken. Dadurch wird die Flüssigkeit zusammen mit eingeschlossener Luft zurück in die Leitung und in den Vorratsbehälter gedrückt. Im Behälter sollten Blasen sichtbar werden.
3. Langsam zurückführen und wiederholen: Den Kolbenstangenanschlag langsam zurückführen, sodass frische Flüssigkeit aus dem Vorratsbehälter nachströmt. Diesen Vorgang wiederholen, bis keine Luftblasen mehr im Behälter sichtbar sind.
4. Wieder einbauen und testen: Sobald keine Blasen mehr auftreten, ist die Luft entfernt. Den Zylinder wieder einbauen und auf ordnungsgemäßen Betrieb prüfen.
Unterschiede im Überblick
Merkmal | Mit Entlüftungsventil | Ohne Entlüftungsventil |
---|---|---|
Schwierigkeit | Einfach & direkt | Komplex & technisch |
Sicherheit | Hoch. Der Vorgang ist vollständig kontrollierbar. | Niedrig / riskant. Gefahr von Einspritzung von Hochdruckflüssigkeit. |
Effizienz | Schnell. Luft wird in ein oder zwei Zyklen entfernt. | Langsam & wiederholend. Erfordert mehrere Zyklen. |
Sauberkeit | Sauber. Flüssigkeit kann in einen Behälter geleitet werden. | Unordentlich. Verschütten und Tropfen nahezu unvermeidbar. |
Die richtige Methode und die passenden Teile wählen
Das Urteil ist eindeutig: Wie die Vergleichstabelle zeigt, ist die Verwendung eines Entlüftungsventils die professionelle Wahl, um einen Hydraulikzylinder zu entlüften. Sie ist schneller, sicherer und sauberer, während die alternative Methode nur im Notfall zum Einsatz kommen sollte. Dies unterstreicht die Bedeutung der Investition in gut durchdachte, wartungsfreundliche Komponenten.
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